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SIEGFRIED GRAB

Kloster Maria Münster, Hamman, um 1689 (SAW)

Die Sagen um den hürnen Seyfrid haben im Gegensatz zum Nibelungenlied sehr viele Spuren und Erinnerungen in Worms hinterlassen. Diese Sagen stellen unseren Held stets als riesenhaften Drachenkämpfer dar. Deshalb haben die so genannten Wormser Siegfriedreliquien allesamt etwas riesenhaftes an sich.

DIE AUSGRABUNG VON FRIEDRICH III.

Im Morgengrauen des 12. April 1488 stahl sich Kaiser Friedrich III., heimlich davon und ritt unbemerkt und ohne Begleitung heraus aus der Stadt. Nachdem der Kaiser zurückgekehrt war, gab er die Anweisung "kreuzweise" auf St. Meinhards Kirchhof nach den Gebeinen des "Hürnen Seyfrid" graben zu lassen.

Dieses Ereignis verursacht eine Auseinandersetzung mit der Nibelungensage in Worms, denn die vorangegangenen Jahrhunderte schweigen sich darüber aus. Das Interesse Friedrich III. ist der erste Hinweis auf das Bekanntsein einer Nibelungentradition in Worms, selbst wenn die Epen zu diesem Zeitpunkt schon seit über einem halben Jahrtausend jene Stadt zum Dreh- und Angelpunkt ihrer Handlungen auserkoren hatten. Wusste man in Worms davon?

Friedrich III. jedenfalls - so berichtet es uns die Chronik - hatte schon viel gehört von dem berühmt - berüchtigten Grab (sepulchrum famosum) des Riesen "Sifridus der Hörnern". Die kirchliche Chronik distanziert sich von jenen "unseriösen" Quellen des Kaisers, denn sie schreibt, der "Unverstand der Bauern" habe daran festgehalten, weil an jenem Ort (also bei Siegfrieds Grab) auch aufgestellte Zeichen zu sehen waren (signa posita videbantur).

Kaiser Friedrich III. (Bildquelle: Wikipedia)


Mit dem "Unverstand der Bauern" ist letztendlich aber nichts anderes als die Tradition der mündlichen Überlieferung gemeint. Leider haben wir keinen Hinweis darauf, wie alt diese Tradition um das seinerzeit schon "berühmte Grab" war. Möglicherweise ist es eine Erfindung des Spätmittelalters gewesen, in der Art, wie wir es z.B. bei dem Siegfriedstein nachweisen können. Es ist aber genauso möglich, dass dieses Grab schon zur Zeit des Nibelungenlied-Dichters mit der Sage um Seyfrid bzw. Sigfrid verbunden war (vgl auch Beitrag Reuter 2).

Laut Aussage des Nibelungenliedes wurde Siegfried auf dem "Kirchhof bei dem Münster" beigesetzt, Das legendäre "Siegfrieds Grab" befand sich in der Tat auf dem St. Meinhards Kirchhof bei dem Kloster Maria Münster.
Wenn das Nibelungenlied allerdings vom Münster spricht, so ist damit stets der Wormser Dom gemeint. Aber ist das zwingend? Der ortskundige Dichter legt sich hier nicht fest, wir wissen lediglich, dass die Domgemeinde noch bis ins 18. Jh. Tote auf eben jenem Friedhof bei St. Meinhard bestatten ließ.
Darüber hinaus lässt sich aus der Beschreibung des Trauerzuges im Nibelungenlied ableiten, dass die zurückzulegende Strecke zur Grablage deutlich größer war, als der Weg vom Dom zu dem unmittelbar benachbarten Domfriedhof.


Das Nonnenkloster Maria Münster, im Vordergrund die beiden Kapellen (St. Cäcilia zerstört), im Hintergrund der Dom
Bildquelle: Stadtarchiv Worms (SAW)


Hat uns der Dichter hier, wie nachweislich auch an so manch anderer Stelle seines Epos, bewusst im Unklaren gelassen? Ein weiterer Hinweis liefert uns die Klage, nach der Kriemhild die Leiche Siegfrieds exhumieren und nach Lorsch bringen ließ. Konnte man ihn deshalb nicht gleich in Lorsch bestatten, weil es eine anders lautende lokale Überlieferung gab? Und warum glaubte Friedrich III. die Gebeine unseres Helden dennoch ausgerechnet in der Wormser Vorstadt zu finden? Dies ist nur eines der Geheimnisse um Siegfrieds Grab.

DIE SCHRIFTLICHE ÜBERLIEFERUNG

Der Kaiser gab fünf Gulden, das ist genug Geld um 200 Tagelöhner zu beschäftigen und ließ "kreuzweise und bis aufs Wasser graben". Bis zu diesem Punkt stimmen die Berichte, die jenen Vorfall überliefern überein. Möchte man der im gleichen Jahr aufgezeichneten städtischen Chronik Glauben schenken, so fand man einen Schädel und "etlich Gebein", welches größer war, als das normaler Menschen. Vier Jahre später negiert die Chronik des Kirschgartener Klosters jenen Fund und schreibt: "(der Kaiser) ließ graben bis aufs Wasser, ohne überhaupt etwas zu finden."

Der Widerspruch über die Fundergebnisse ist leicht erklärbar. Vermutlich hat die städtische Chronik etwas übertrieben, denn man wollte in den übergroßen Knochen die Relikte von Seyfrid erkennen, den man sich im Spätmittelalter als Riesen dachte; die kirchliche Chronik wiederum konnte eine solche These selbstverständlich nicht dulden und verneinte grundsätzlich überhaupt irgendeinen Fund. Letzteres ist aber ebenso unwahrscheinlich, insbesondere an einem Ort, der schon seit vorgeschichtlicher Zeit als Begräbnisstätte genutzt wurde.

Seit jenem Ereignis wurde das Siegfriedgrab in der Überlieferung mehrfach erwähnt.

1551 beschreibt es Gaspar Bruschius: "Es befindet sich in dem Raum zwischen den beiden Kirchen und in einem gewissen Abstand von ihnen. Der Tumulus ist mit zwei aus der Erde hervorragenden Steinen bezeichnet und misst die Länge von 47 Fuß (das entspricht etwa 13 m)".
Im gleichen Zusammenhang erwähnt Bruschius auch das Gedicht vom "Hornin Seyfrid".

Auf der Zeichnung von Hamman läst sich kaum ein Grabmal zwischen den beiden genannten Kapellen erkennen
(Bild: Stadtarchiv Worms)


Marquard Freher schreibt im Jahre 1613 sogar, es sei "das Grab, des in ganz Deutschland besungenen Riesen, der den Ort durch sein Denkmal berühmt gemacht hat".

In dem für Worms sehr fatalen Jahr 1689 wurde diese monumentale Anlage vermutlich zerstört.

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