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Vor etwa 300 Jahren ging - mit einer monumentalen Grabanlage - das wohl eindrucksvollste Monument der Wormser Vorgeschichte verloren. Gemeint ist ein Tumulus (Hügelgrab) von etwa dreizehn Metern Länge, der mit "zwei aus der Erde hervorragenden Steinen" bezeichnet war.
Marquard Freher beschreibt es im Jahre 1613 als "das Grab, des in ganz Deutschland besungenen Riesen, der den Ort durch sein Denkmal berühmt gemacht hat"
Mit dem Riesen ist Seyfrid bzw. Siegfried gemeint, dessen Gebeine bereits Friedrich III. 1488 in dem Gigantengrab suchen ließ (siehe: "Der historische Kontext").
Sehr früh wurden Grabhügel "außergewöhnlicher Größe" mit Riesen in Zusammenhang gebracht. Spätestens im 15.Jh. wurde dieser Riese mit Seyfrid (Siegfried) dem Drachentöter identifiziert, möglicherweise aber auch schon vor der Niederschrift des Nibelungenliedes.
EINE KÜNSTLERISCHE INTERPRETATION
Die einzigen Angaben über den äußeren Anschein des echten Siegfriedgrabes beschränken sich auf die Länge der Anlage, sowie auf das Vorhandensein der "hervorragenden Steine". Genauer wurden sie leider nicht beschrieben, was uns heute bei der Einordnung des Grabmals Schwierigkeiten bereitet. Es könnten jungsteinzeitliche Menhire gewesen sein (um 3000 v.Chr.), ebenso gut kommen aber auch keltische Grabstelen in Frage (um 500 v.Chr.).
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Weder die Höhe der Steine noch die des Grabhügels sind überliefert. Wie diese Menhire zu dem Grab standen (möglicherweise waren sie sehr klein und befanden sich auf dem Tumulus) und wie viele es waren (erst eine sehr späte Quelle nennt die Zahl zwei) bleibt unbekannt und lässt sich auch nicht durch verwandte Anlagen erschließen, da solche in unserem Raum nicht (mehr) existieren.
Grabhügel von Steigra (mit Grabstele im Zentrum)
Foto: Jan Herold, www.megalithic.co.uk
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Die spärliche Überlieferungssituation ließ mir bei der Konzeption des Kunstwerks "Siegfried Grab" sehr große Freiheiten.
Es lag nicht in meiner Absicht einen prähistorischen Tumulus zu rekonstruieren.
Das Ergebnis meiner Arbeit ist eine Mischform verschiedener Kulturstufen und Sagentraditionen, die sich für den Wormser Raum nachweisen lassen, aber kaum sichtbare Denkmäler hinterließen.
Die beiden 4m hohen Megalithen (Menhire) verweisen in die Jungsteinzeit. Sandstein-Menhire annähernder Größe stehen noch heute bei Rockenhausen und Saulheim, der Gollenstein im nahen Saarland misst sogar knapp 7m.
Die Wahl des Menhirgesteins habe ich unter künstlerischen Aspekten getroffen (Kalksteinmenhire wären für Worms wahrscheinlicher).
Der Grabhügel hingegen steht in engerem Zusammenhang mit der Bronze- und der Hallstattzeit. Letzteres erscheint mir für das Original am wahrscheinlichsten.
Der Langenstein auf dem Stahlberg bei Rockenhausen
Bild von: www.orte-der-kraft.de
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Der ursprüngliche Standort des Monuments ist heute Industriegebiet und kam für die Errichtung des Kunstwerks nicht in Frage. Der im Schatten der historischen Stadtmauer gelegene Torturmplatz bot sich aus vielen Gründen für die Realisierung an.
In den Türmen dieses Bereichs der Stadtmauer befindet sich zudem das Nibelungenmuseum, dem ich das Seyfridgrab und die Sage jenes Drachentöters ergänzend zur Seite stellen möchte.
Die beiden Menhire (Rotsandstein, je 4,4 m lang und 6 t schwer) wurden am 13. März 2003 gesetzt, bis Mai 2003 waren die Arbeiten an dem Kunstwerk abgeschlossen.
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